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nenraumes ausfüllte, erschienen. Sie trug das gleiche weiße Kleid,
in dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte, und in ihrem Haar
schimmerten Juwelen. An ihrer Seite hing etwas Kleines, Blitzen-
des.
Und hinter ihr hockte der Drache.
Im ersten Moment hatte Skar das Tier vor dem zerklüfteten
Gebirge aus Stein- und Glastrümmern nicht gesehen. Der Körper
der Bestie war grau, ein Alptraum aus Panzerplatten und gestalt-
gewordenem Schrecken, aber seine Konturen schienen beständig
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zu zerfließen, hierhin und dorthin zu wogen und wie Nebel zu
wallen, so daß es Skar schwerfiel, seine genauen Umrisse auszu-
machen. Mimikri, dachte er, die perfekteste Tarnung, die er je-
mals - vielleicht mit Ausnahme der Sumpfleute - erlebt hatte. Die
Haut des Ungeheuers schien zu leben, und wenn es auch in Wirk-
lichkeit nur die Schattierungen und Grautöne seines Panzers wa-
ren, die sich beständig veränderten, auf jeden Schatten, jeden ein-
fallenden Lichtstrahl reagierten, so täuschten sie Skars Auge
selbst jetzt noch nachhaltig. Das Tier war gewaltig. Sein Gewicht
mußte das eines Walfisches übersteigen, und sein häßlicher,
dreieckiger Schädel pendelte zwanzig, fünfundzwanzig Fuß über
seiner Herrin. Im ersten Moment dachte Skar, das Tier schliefe,
aber als er näher kam, fing er einen Blick der lächerlich kleinen,
tückischen roten Augen der Bestie auf.
Das Monstrum ruhte, aber es schlief nicht. Wie das Land, das es
geboren hatte, lag es beständig auf der Lauer, bereit, unvermittelt
loszubrechen und den Tod oder Schlimmeres zu bringen. Ein
scharfer Geruch nach Säure und Tod wehte zu Skar herüber, und
für einen winzigen Moment sah er Gowennas verätztes Gesicht
vor sich.
Vela beendete ihre Unterhaltung mit Tantor, als Del und er nä-
her kamen. Sie wandte sich ihm zu, scheuchte die Krieger, die in
ihrer unmittelbaren Nähe standen, beiseite und trat dann mit einer
genau überlegten Bewegung neben Del.
»Ich sehe, du hast dich erholt«, begann sie. »Verzeih, wenn
deine Unterbringung nicht allzu bequem war. Aber wir sind hier
nicht auf Besuch eingerichtet.«
»Die drei Tage sind noch nicht um«, sagte Skar. Plötzlich
wollte er nichts als weg hier. Selbst der Gedanke an das finste-
re, feuchte Verließ und die Angst, die in ihm lauerte, erschien
ihm nicht so schrecklich wie die Gegenwart Velas und ihrer
Bestie.
»Selbstverständlich nicht«, sagte Vela. »Aber es ist... etwas ge-
schehen, das mich bewegen hat, meine Pläne zu ändern. Wir wer-
den diesen Ort verlassen, noch heute. Ich würde es begrüßen,
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deine Entscheidung vorher zu wissen.«
»Du kennst sie«, antwortete Skar. »Ich bin nicht Del. Du kannst
mich in Stücke schneiden, wenn du willst, aber ich werde nie vor
dir kriechen.«
Vela lächelte, aber es war ein Lächeln, das Skar einen eisigen
Schauer über den Rücken laufen ließ. »Da wäre ich an deiner
Stelle nicht so sicher«, sagte sie freundlich. »Aber bitte - ich habe
dir drei Tage Bedenkzeit versprochen, und ich halte mein Wort.
Der Weg nach Elay ist weit. Du hast noch Zeit genug, dir deine
Entscheidung zu überlegen. Du -«
»Was ist mit Gowenna?« unterbrach Skar sie.
»Was soll mit ihr sein? Sie lebt. Noch.«
»Ich will sie sehen«, verlangte Skar. »Sie und die beiden Sumpf-
männer.«
»Jetzt?«
»Jetzt«, bestätigte Skar. »Vorher sage ich kein Wort.«
Vela seufzte. »Wie edel! Der große Satai besinnt sich auf seine
Rolle als Rächer der Hilflosen und Schwachen, wie? Aber wie du
willst.« Sie gab Tantor einen Wink und fuhr, ohne sich zu dem
Zwerg umzuwenden, fort: »Wir werden dicht an der Grenze zu
Cosh vorüberkommen, wenn wir Tuan verlassen. Wenn du willst,
lasse ich die beiden Sumpfmänner frei. Ich habe keine Verwen-
dung mehr für sie.«
»Warum bringst du sie dann nicht um?« fragte Skar böse.
Vela überging die Beleidigung, ohne mit der Wimper zu zuk-
ken. »Es scheint dir Freude zu bereiten, mich für eine Mörderin
zu halten«, sagte sie ruhig. »Aber ich bin keine. Ich töte nicht ohne
Notwendigkeit.«
Skar starrte sie finster an. »O verzeih, ich vergaß. Du tötest
nicht, du läßt töten. Aber der Unterschied ist nicht so groß, wie du
denkst. Vielleicht klebt an meinen Händen mehr Blut als an dei-
nen, aber ich habe niemals Männer um eines grausamen Effektes
willen in den sicheren Tod geschickt.«
»Du meinst die Wächter der Brücke?« Vela machte eine weg-
werfende Handbewegung. »Ja, ich erinnere mich - Tantor er-
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zählte mir, daß du es für Mord hieltest.«
»Und wofür hältst du es?«
Der Drache knurrte; ein tiefer, grollender Laut, der den Boden
unter seinen Füßen vibrieren ließ. Der gewaltige Schlangenhals
senkte sich mit einer fließenden, raschelnden Bewegung, und der
Blick seiner tückischen Augen richtete sich auf Skar, der unwill-
kürlich einen halben Schritt zurückwich.
»Du kennst diese Männer nicht«, antwortete Vela. »Ich habe je-
den einzelnen meiner Krieger sorgsam ausgesucht. Es ist nicht ei-
ner unter ihnen, der nicht mindestens einen Mord begangen hätte.
Sie sehen vielleicht aus wie Menschen, Skar, aber sie sind keine.
Sie sind Dreck, Abschaum, für den der Tod noch zu schade ist.
Ich habe die meisten aus Gefängnissen oder vom Strick freige-
kauft. Was spielt es für eine Rolle, wenn sie sterben?«
Skar resignierte. Es hatte keinen Sinn, mit Vela zu reden, nicht
über dieses Thema und nicht jetzt. Sie sprachen zwei verschiedene
Sprachen, und dort, wo sie sich vielleicht verstehen konnten, woll-
ten sie es nicht. Er senkte müde den Kopf, drehte sich halb um und
sah an Vela vorbei an der Kraterwand hinauf. Vela hatte so laut
gesprochen, daß zumindest ein großer Teil der Krieger ihre
Worte verstanden haben mußte. Aber keiner von ihnen zeigte
auch nur die mindeste Reaktion.
»Wohin«, fragte er nach einer Weile, »gehen wir von hier aus?«
»Nach Elay«, antwortete Vela. »Auf dem direkten Weg - an
Cosh vorbei, um das Gebirge herum und dann nach Norden.«
»Ein weiter Weg.«
»Wir haben Zeit. Ich habe ein Jahrzehnt gewartet - was machen
da ein paar Monate für einen Unterschied?« Sie lachte, trat zu ih-
rem Drachen und schlug ihm wuchtig mehrmals hintereinander
mit der flachen Hand an die Seite. Es klang, als hätte sie gegen
Stahl geschlagen. Das Tier knurrte zufrieden, obwohl es die Be-
rührung kaum gespürt haben konnte. Der Schädel auf dem un-
möglich langen Schlangenhals beugte sich zu der Errish herab;
das Maul klaffte auf. Ein scharfer, beißender Gestank wehte hin-
ter seinen Sichelzähnen hervor. Seine Zunge, gespalten wie die ei-
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ner Schlange und lang wie ein Männerarm, tastete nach Velas Ge-
sicht, berührte es aber nicht.
»Siehst du, Skar«, sagte Vela im Plauderton. »Das ist Macht.«
Sie schlug noch einmal mit der Faust gegen die grauen Schuppen
des Ungeheuers, drehte sich um und lehnte sich lässig gegen die
Flanke des Drachen. »Wie würde es dir gefallen, ein solches Un-
geheuer zu beherrschen?«
Skar antwortete nicht, aber Vela schien auch gar nicht damit ge-
rechnet zu haben. »Und das ist nur der Anfang«, fuhr sie fort. »Es
wird nicht mehr lange dauern, dann liegt uns die Welt zu Füßen.
Uns, Skar. Dir und mir. Ein Wort von dir genügt, und du
herrschst an meiner Seite.«
Skar sah in Dels Gesicht. Die Züge des jungen Satai waren
starr, von jener Ausdruckslosigkeit, hinter der sich mühsam auf-
rechterhaltene Beherrschung verbarg. Aber tief unter ihnen, unter
der Oberfläche des Sichtbaren, schien ein großer, qualvoller
Schmerz zu lodern. Und für einen Moment teilte Skar diesen
Schmerz mit ihm, empfand er nichts mehr von dem Zorn und der
Enttäuschung, die noch vor Augenblicken in ihm gewesen waren,
sondern nur noch Mitleid.
Und trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb, das blieb sich
gleich - stieß er das Messer noch tiefer in die Wunde und drehte
es herum. »Du hast es gehört, ja?« fragte er bewußt spöttisch und
verletzend. »Sie bietet mir an, was du haben willst, Del.«
Del schwieg. Seine unverletzte Hand zuckte.
»Vielleicht hast du dich getäuscht, vorhin«, fuhr er fort. »Viel-
leicht dauert es nicht einmal mehr bis zum nächsten Sonnenauf-
gang, Junge. Ein Wort von mir genügt -«
»Ich unterbreche eure kleine Unterhaltung nur ungern«, fiel
ihm Vela ins Wort, »aber du verschwendest deine Zeit, Satai. Del
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