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hervor. Er schien kaum noch die Kraft zu haben, zu stehen. Er
mußte meilenweit gerannt sein.
»Sie? Wen meinst du mit sie? Wen jagen sie?«
»Gisbourne«, antwortete der Mann. »Guy von Gisbourne
und... und der schwarze Magier. «
»Gisbourne!« Robins Gesicht verzerrte sich einen Moment
vor Haß. Seine Hand zuckte zu der leeren Schwertscheide an
seinem Gürtel und ballte sich zur Faust, als sie nichts fand,
worum sie sich schließen konnte. »Schon wieder Guy von
Gisbourne! Wo?«
»An der Wegkreuzung. Dort, wo es nach Nottingham geht. «
»Das sind drei Meilen«, sagte Robin nachdenklich. »Du bist
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die ganze Zeit gerannt?«
Der Mann nickte wieder. Seine Kraft reichte jetzt
offensichtlich nicht mehr, um zu antworten, aber das erwartete
Robin wohl auch nicht. Rasch bückte er sich nach seinem
Schwert, hob es auf und stieß es in die Scheide zurück. »Dann
haben wir eine gute Chance, sie noch aufzuhalten«, sagte er.
»Arnulf! Kevin! Kommt mit!«Der Wald flog nur so an ihnen
vorüber. Kevin hatte noch niemals vorher in seinem Leben auf
einem Pferd gesessen. Das Tier, das er zuvor geritten hatte, war
stets sein Maultier gewesen. Ansonsten hatte es in dem Dorf,
aus dem er stammte, zumeist nur brave Ackergäule gegeben;
starke Tiere mit schwerem Knochenbau und kräftigem Wuchs,
die wie dazu geschaffen waren, einen schwerbeladenen Wagen
zu ziehen. Die Pferde aber, auf denen sie nun ritten, waren
schlanke Sprinter, und sie legten ein Tempo vor, von dem Kevin
noch vor Tagesfrist nicht einmal geahnt hatte, daß es überhaupt
möglich war.
So kam es, daß er im Grunde nicht wirklich ritt, sondern sich
mit aller Kraft an der Mähne festklammerte und es im großen
und ganzen dem Tier überließ, den Weg zu finden. In Gedanken
fügte er der Liste von Dingen, die er in den nächsten Monaten
würde lernen müssen, einen weiteren Punkt hinzu: Reiten.
Zum Glück war der Weg nicht weit. Der Mann, der ihnen die
Botschaft überbracht hatte, hatte eine halbe Stunde dafür
gebraucht, aber unter den wirbelnden Hufen ihrer Pferde
schmolz die Strecke in einem Bruchteil dieser Zeit dahin. Bald
erreichten sie wieder das Ende des Waldes und kurz darauf die
Wegkreuzung, von der der Bote gesprochen hatte.
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Von Gisbournes Leuten oder gar dem Mann, den schien
angeblich jagten, war nichts zu sehen. Kevin konnte auch
keinerlei Spuren entdecken, doch auch das schien etwas zu sein,
worin ihm sein Bruder überlegen war, denn Robin senkte nur
kurz den Blick auf den Wegesrand, deutete in östliche Richtung
und sprengte los. Die anderen folgten ihm. Kevin, der ohnehin
den Abschluß gebildet hatte, fiel rasch zurück, denn Robin und
die anderen nahmen nun gar keine Rücksicht mehr auf ihn und
legten ein Tempo vor, das er beim besten Willen nicht mehr
halten konnte. Das halbe Dutzend Reiter  Robin, Arnulf und
drei oder vier weitere Männer  entfernte sich rasch von ihm,
so daß er es fast mit der Angst zu tun bekam, sich bald erneut
im Wald wiederzufinden, aber dann galoppierten sie einen
Hügel hinauf, und als sie auf seinem Kamm angelangt waren,
hielten sie in einer Reihe an, so daß Kevin Gelegenheit bekam,
wieder aufzuholen. Als er neben seinem Bruder anhielt, konnte
er Gisbourne und seine Begleiter unter sich erkennen. Sie waren
zu acht oder neunt, und Kevin entdeckte zu seiner Bestürzung
auch den schwarzgekleideten Mauren unter ihnen. Die Männer
hatten einen Kreis um eine einzelne, hünenhafte Gestalt in
einem schmutzigbraunen Cape gebildet, die sie mit ihren
Speeren und Schwertern bedrohten. Eine Gestalt, die Kevin
vage bekannt vorkam...
Er sah ein zweites Mal hin, und als er begriff, wen Gisbournes
Reiter da gestellt hatten, da fuhr er so erschrocken im Sattel
zusammen, daß Robin sich zu ihm umdrehte und fragend die
Stirn runzelte. »Little John!« murmelte er.
»Wie?« Robins Stirnrunzeln vertiefte sich. Ein bestürzter
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Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. »Du meinst... « Er
verstummte, wandte sich wieder nach vorne und schüttelte
abermals den Kopf. »Tatsächlich, du könntest recht haben.
Kommt!« Das letzte Wort hatte er sehr viel lauter gesprochen,
und er sprengte los, noch ehe die anderen seinen Befehl ganz
verstanden hatten. Obwohl sie alles andere als leise waren und
Gisbourne und seine Begleiter sie bemerkt haben mußten,
wandte sich der wie bei ihrem letzten Zusammentreffen ganz in
Schwarz gekleidete junge Edelmann erst zu ihnen um, als sie
beinahe heran waren. Ein Ausdruck von schlecht gespielter
Überraschung erschien auf seinem Gesicht.
»Robin von Locksley!« sagte er. »Was für eine Überraschung!
Kommt Ihr zufällig des Weges, oder seid Ihr auf der Jagd nach
demselben Diebesgesindel wie ich?«
»Was geht hier vor?« fragte Robin, ohne auf Gisbournes
Worte einzugehen. Dabei war die Frage im Grunde überflüssig,
denn die Situation ließ an Eindeutigkeit nichts zu wünschen.
Guy von Gisbourne und seine insgesamt zehn Begleiter mußten
Little John wie ein flüchtendes Wild gehetzt haben, denn der
riesenhafte Mann war in Schweiß gebadet und sein Gesicht war
bleich vor Erschöpfung. Sie selbst waren weit weniger ermattet,
was kein Wunder war: Ihre Pferde grasten friedlich nur wenige
Schritte entfernt. Offensichtlich hatten sie sich einen Spaß
daraus gemacht, Little John zu hetzen, bis er vor Erschöpfung
einfach nicht mehr konnte.
»Wir haben einen Wilderer gestellt, mein lieber Locksley«,
antwortete Gisbourne. »Ihr solltet besser darauf achtgeben, wer
in Euren Wäldern jagt und wer nicht. «
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»Ein Wilderer?« Robins Blick tastete prüfend über Little
Johns Gestalt und blieb einen Moment an seinem Gesicht
hängen, dann schwang er sich mit einer raschen Bewegung aus
dem Sattel und trat auf Guy von Gisbourne zu. Zum ersten Mal
standen sich die beiden Männer nun gegenüber, und Kevin
erkannte, daß sein Bruder ein gutes Stück größer als Guy von
Gisbourne war, aber eigentlich gar nicht viel älter. »Verzeiht
mir die Frage, Gisbourne«, sagte Robin, »aber was soll er denn
gewildert haben? Ich sehe jedenfalls nichts. «
»Natürlich nicht«, antwortete Gisbourne. »Denkt Ihr, wir
hätten ihm Zeit gelassen, seine Beute in aller Ruhe
mitzunehmen?« Er lachte. »Er ist gerannt wie ein Teufel, als er
uns gesehen hat. Aber es hat ihm nichts genutzt. «
»Ja, das sehe ich. « Robin maß die Pferde mit einem
nachdenklichen Blick und fuhr dann in spöttischem Tonfall fort:
»Und was habt Ihr nun mit diesem... Schwerverbrecher vor,
wenn ich fragen darf?«
»Ich überlege noch«, antwortete Gisbourne, »ob ich ihm die
Hände abhacken soll oder die Augen ausstechen. « Er sah Little
John an und schien wohl darauf zu warten, daß dieser irgendein
Anzeichen von Furcht zeigte, aber der bärtige Riese bedachte
ihn nur mit einem herablassenden Lächeln. Nach einer Weile
drehte sich Gisbourne wieder zu Robin um. »Wie wäre es mit
einem Auge und einer Hand? Was schlagt Ihr vor, Robin 
schließlich ist es Euer Land?« [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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